✨BERGFAMILYADVENTSKALENDER • Türchen 5 ✨ 

Home again – All I want for christmas is you 

Sonnenstrahlen fielen durch Katharinas Fenster und kitzelten sanft ihre Nasenspitze. Katharinas Locken verteilten sich wirr um ihren Kopf herum und sie rümpfte leicht ihre Nase, bevor sie sich umdrehte und ihr Gesicht vor der Sonne versteckte. Sie war noch nicht bereit jetzt aufzustehen und das warme Bett zu verlassen. Heute war Heiligabend und sie hatte frei. Sie konnte einfach liegen bleiben und ausschlafen. Und das wollte sie auch ausnutzen, denn Heiligabend auf dem Hof konnte durchaus ein langer Tag werden. Katharina griff nach ihrem Kuschelkissen und zog die Decke bis an die Nasenspitze. 

Markus verpackte gerade das kleine Geschenk, das er für Katharina besorgt hatte. Seine Gedanken schweiften zu den Geschehnissen der letzten Wochen. Nachdem Alex sich von ihm getrennt hatte, war Katharina stets für ihn dagewesen, hatte ihm zugehört, ihn getröstet und ihm Mut gemacht. Darüber hatte sie selbst ihre Beziehung mit Lukas hintenangestellt, bis sie dieser entnervt beendet hatte. Markus tat es leid, dass ausgerechnet er der Grund für ihre Trennung war, aber Katharina hatte ihm immer wieder versichert, dass es mit Lukas zwar schön gewesen, aber sie sich dessen bewusst war, dass es sich dabei um keine Beziehung für die Ewigkeit gehandelt hatte. Markus Gedanken schweiften zu dem Tag zurück, als Katharina und er sich getrennt hatten. Nie hatte er sich zuvor so schrecklich gefühlt – und auch danach war es ihm nie wieder so gegangen. Als Alex ging war es zwar schlimm, aber zwischen dieser Trennung und der Trennung von Katharina lagen Welten. Markus schluckte tief und in ihm machte sich Vorfreude breit, den Abend mit ihr zu verbringen. 

Katharina hatte wirklich bis zum späten Vormittag geschlafen. Offenbar hatte der Einsatz am Vortag sie doch mehr Kraft gekostet, als sie angenommen hatte. Katharina schälte sich aus dem Bett, huschte ins Bad und kam wenig später in einer gemütlichen Leggings und einem weiten Kuschelpulli wieder hervor. Ihr Pferdeschwanz wippte fröhlich, als sie die Treppe herunterhüpfte. Gut gelaunt rief sie ein “Guten Morgen” in die Küche. Emilie antwortete nur ein gehetztes “Morgen” und Katharina wusste genau, dass dies bedeutete: Die Küche war jetzt Tabuzone. Emilie liebte es, an Weihnachten alle zu verwöhnen und meistens wurden es mehr Leute als ursprünglich geplant. Bei Emilie war stets jeder willkommen. Sie hüpfte weiter ins Wohnzimmer, wo Tobi mit dem Baum beschäftigt war. “Schwesterchen, dich schickt der Himmel.” 
“Was ist denn los?”  
“Diese blöde Lichterkette, ich krieg die nicht auseinander und ich muss nochmal ins Hotel.” Flehend schaute Tobias sie an.  
“Na, gib schon her und hau ab”, sagte sie grinsend.  
Tobi warf ihr einen dankbaren Blick zu und drückte sie an sich. “Danke. Bis gleich.” 

Katharina hatte Weihnachtsmusik eingeschaltet und entknotete fröhlich singend auf dem Boden sitzend die Lichterkette. Als sie gerade fertig war, fiel ihr Blick zur Wohnzimmertür. Breit grinsend stand Markus darin. “Sing ruhig weiter”, sprach er und grinste noch breiter. Katharina schoss die Röte regelrecht ins Gesicht. “Wie lange stehst du schon da?”, fragte sie sichtlich ertappt. “Och, lang genug, um zu sagen, dass niemand Rudolph the red nosed reindeer so schön singt wie du.” 
Katharina vergrub peinlich berührt ihr Gesicht in ihren Händen. 
“Ich mein das ernst, ich wusste gar nicht, dass du singen kannst.” 
“Kann ich auch nicht”, sagte sie und schaute auf ihre Hände. 
“Kannst du. Kann ich dir irgendwie helfen? Die Lichterkette ist ja riesig.” 
Katharina grinste. “Ja, kannst du. Schmück mit mir den Baum.” 
“Weil du es bist”, sagte er ergeben.  
Katharina holte eine kleine Trittleiter und gemeinsam verteilten sie die Lichterkette im Baum. “Und jetzt die Kugeln”, lachte sie fröhlich. 
Markus spürte eine wohlige Wärme, wenn Katharina so fröhlich und unbeschwert lachte. Es war ganz offensichtlich, dass sie sich dieses Jahr tatsächlich auf Weihnachten freute. Katharina drückte Markus den Karton in die Hand und kletterte auf die Trittleiter, um die Kugeln oben in den Baum zu hängen.  

Markus reichte Katharina gerade die letzte Kugel als ein lautes Poltern aus der Küche sie zu Tode erschreckte. Katharina verlor das Gleichgewicht. Blitzschnell hatte Markus seine Arme ausgebreitet und fing die zierliche Bergretterin gekonnt auf. Ihre Blicke trafen sich und verfingen sich ineinander. Markus hielt Katharina fest in seinen Armen. Die Luft knisterte. Keiner von beiden sagte auch nur ein Wort. Die Augen waren jeweils in den Augen ihres Gegenübers versunken. Bis Emilie ein “nichts passiert” aus der Küche rief und damit die beiden Bergretter ins Hier und Jetzt zurückholte. Vorsichtig stellte Markus Katharina auf ihre Füße, welche ihm ein aufrichtiges “Danke” zuflüsterte. “Immer wieder gern”, antwortete Markus leise und schluckte. Ihre Blicke hatten sich noch immer nicht voneinander gelöst und Markus Arm lag immer noch um Katharinas Taille. “Alles okay?”, fragte Markus, der den Kontakt mit Katharina nicht trennen wollte.  
“Ja, nichts passiert”, antwortete sie schnell und löste sich. 

Katharina spürte ihr Herz bis zum Anschlag klopfen. Warum musste es sich auch einfach nur so gut in Markus Armen anfühlen?  Würde sie jemals ihre Gefühle für ihn in den Griff bekommen? Nun waren sie schon 3 Jahre getrennt und immer noch jagten seine Berührungen Stromstöße durch ihren Körper. Katharina atmete einmal tief ein, als Markus Handy klingelte und sie aus dieser für sie verwirrenden Situation befreite. Rudi hatte ein gutes Timing. Aber sie hörte sofort heraus, dass es um einen Einsatz ging. Und ganz eindeutig, war etwas Schlimmes passiert. Gespannt spitze sie die Ohren beim Blick in Markus Gesicht konnte sie pure Anspannung erkennen. 

Eine knappe halbe Stunde später waren Tobi, Katharina, Rudi, Michi und Markus bereits in der Nähe des Unfallorts. Beim Überfliegen hatte Michi nicht mehr rausbekommen als: “Leck mich am Arsch”. Eine Gondel war von einem Sportflugzeug gestreift worden und in die Tiefe gestürzt. Allerdings hing sie ziemlich unglücklich in unwegsamem Gelände auf einer Felskante. “Wir seilen uns von oben ab”, meinte Markus. “Katharina, du kommst direkt mit mir runter, da unten ist eine schwangere Frau in der Gondel. Tobi und Rudi, ihr bringt die Verletzten zu Michi, damit er sie zur Talstation fliegen kann, da stehen gleich Rettungswagen bereit.” 

Das Team der Bergrettung Ramsau war als erstes am Unfallort. Wie durch ein Wunder hatten alle Insassen das Unglück überlebt. Einzeln holte das Team sie vorsichtig durch die gesplitterten Fenster heraus, immer darauf bedacht, die Gondel nicht zum weiteren Absturz zu bringen. Jedoch musste Markus schnell feststellen, dass sein Plan zwar bei allen anderen Personen funktioniert hatte, aber eine Hochschwangere nicht durch die Fenster passen würde. Katharina warf ihm einen wissenden Blick zu. Plötzlich rutschte die Gondel ein kleines Stückchen weiter. Erschrocken sah Katharina ihn an.  
“Kletter raus, Katharina”, rief er ihr zu.  
Doch sie schüttelte nur den Kopf. “Ich kann sie hier nicht allein lassen, die Fruchtblase ist geplatzt.”  
“Tobi für Markus.”  
“Tobi hört.”  
“Ihr müsst uns schnell sichern. Wir kriegen die schwangere Frau nicht aus dem Fenster und die Gondel kommt ins Rutschen. Die Fruchtblase ist geplatzt, Katharina muss also hier drinbleiben. Beeilt euch bitte.” 
“Markus, geh du wenigstens raus. Bitte.” Katharina war Markus einen bittenden Blick zu.  
“Und soll dich hier alleine lassen? Nee, Katharina. Ich bleib hier bei dir.” 
Unweigerlich musste sie lächeln. Markus war unverbesserlich. 
 
Die Wehen der jungen Frau, die sich als Jasmin vorgestellt hatte und eigentlich erst in vier Wochen ausgerechnet war, hatten rasant zugenommen. Katharina versuchte Jasmin mit einem Gespräch abzulenken. „Sollen wir jemanden anrufen, der unten auf dich wartet?“, fragte sie die werdende Mutter.  
Diese schüttelte nur traurig mit dem Kopf. „Der Vater der kleinen Maus hier will keine Kinder. Er glaubt, er wär ein schlechter Vater. Dabei ist er so liebevoll mit Kindern. Aber er will weder unsere Tochter, noch mich. Er glaubt, ich habe sie ihm unterjubeln wollen.“ Liebevoll strich sie über den Babybauch. „Dabei ist die Kleine doch das größte Geschenk, das man bekommen kann.“ 

Katharina musste schlucken und sah Markus an. Ihr Blick lag auf seinem. Und sie sah, dass ihn diese Geschichte gerade eben so sehr berührte wie sie. 

Draußen rückten ihre Freunde an, um die Gondel zu sichern, während die Abstände der Wehen im Inneren immer kürzer wurden. Tobias und Rudi warteten schon mit dem Akja, um Jasmin und das Baby schnellstmöglich zum Heli zu bringen. Markus und Katharina arbeiteten Hand in Hand und es dauerte nicht lange, bis der erste Schrei des kleinen Mädchens durch die Kabine hallte. Mit einem glücklichen Grinsen wickelte Katharina die Kleine in eine Erste Hilfe Decke und legte sie ihrer Mutter in die Arme. Markus schenke Katharina ein stolzes Lächeln. „Unser zweites gemeinsames Bergbaby“, flüsterte er und zog sie in seine Arme.  

Ganz knapp passte Jasmin jetzt durch die Fenster und wurde von Tobi, der seine Schwester voller Stolz ansah, entgegengenommen und samt Baby zum Heli gebracht. Nun kletterte auch Markus aus der Gondel und wollte gerade Katharina die Hand reichen, als die Gondel einen Ruck machte und leicht abrutschte. Katharina knallte gegen die Gondelwand und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. ”Gib mir deine Hand, Katharina.” Katharina rappelte sich auf und versuchte Markus Hand zu erreichen. Die Gondel wackelte bedrohlich und sie konnte gerade noch rechtzeitig Markus Hand greifen, bevor die Gondel in die Tiefe stürzte. Schnell zog Markus sie zu sich hoch und gemeinsam landeten sie im Schnee. Katharina lag auf ihm und wurde direkt fest von Markus umklammert. “Ich hatte gerade eine Scheißangst um dich”, flüsterte er und drehte sich mit ihr, so dass sie nun unter ihm lag. Vorsichtig strich Markus ihr eine ihrer goldenen Locken, die sich vorwitzig in ihr Gesicht gemogelt hatte auf die Seite und sah ihr in die Augen. Katharina spürte, wie sich eine Gänsehaut über ihren Körper legte, als Markus ihr einen zarten und liebevollen Kuss auf die Lippen hauchte. 

Bis zum Abend kamen Markus und Katharina nicht mehr dazu, über den Kuss zu reden. Katharina hielt es nicht mehr aus, zog ihre Jacke an und trat vor die Tür. Sie wollte rüber zu Markus, in das kleine Häuschen mit den roten Fensterläden, was ihr immer ein sehr geliebtes Zuhause gewesen war. Es war schon dunkel und der Baum im Innenhof erstrahlte bereits in voller Beleuchtung. Sie brauchte einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber dann sah sie Markus, der hinter dem Baum hervorkam. Ihre Blicke trafen sich. Schnellen Schrittes eilte Katharina die Treppe herunter. Direkt neben dem Baum blieben beide stehen und fielen sich einfach in die Arme. Markus beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. So innig und leidenschaftlich, wie er sie noch nie zuvor geküsst hatte. Und er wusste und spürte: Ein Leben ohne Katharina war zwar möglich gewesen, aber wertlos. Katharina wuschelte durch seine Haare, wie sie es immer getan hatte und drückte sich ganz fest an seine Brust. Endlich war sie wieder da, wo sie hingehörte. Zuhause. Bei Markus… 

…Eine halbe Ewigkeit hatten Katharina und Markus küssend und sich aneinander kuschelnd auf dem Hof neben dem Weihnachtsbaum gestanden. Beide Herzen hüpften wie die zweier verliebter Teenager. Markus konnte hören, dass sich ein Auto dem Hof näherte.  

„Pssst“, sagte er leise und legte seinen Zeigefinger sanft auf ihre Lippen. Dann schob er Katharina um den Baum herum in Deckung. „Ich möchte dich jetzt noch nicht wieder teilen“, sagte er leise. 

Grinsend sah Katharina ihn an und schlang ihre Arme um seine Hüften. Sie musste sich ein Kichern verkneifen, als Rudi und Michi aus dem Wagen stiegen, die sich ganz offensichtlich gerade über sie unterhielten. 

„Und ich sag dir, die beiden sind nicht wieder zusammen, Spezi. Die werden erstmal wieder Ewigkeiten umeinander herumscharwenzeln, so schaut’s aus, das sag ich dir. Die wissen, dass sie zusammengehören, aber die sind halt einfach betriebsblind.“ Michi klatschte mit einem lauten Wumm die Autotür ins Schoss. 

„Und ich sag dir, die sind endlich wieder zusammen.“ Rudi schloss ebenfalls die Autotür. Nur sehr viel leiser als Michi. Beide holten ihre Taschen für die Nacht aus dem Kofferraum. 

„Um was willst du wetten?“, fragte Michi. 

Entsetzt sah Rudi ihn an. „Ich wette doch nicht um Katharina!“ 

„Ach mei, Rudi, du weißt doch, dass du die Katharina nie haben kannst.“ 

„Ich weiß“, seufzte er. „Aber sie bleibt die tollste Frau der Welt.“ 

Michi legte seinen Arm auf Rudis Schulter und schob ihm sanft zur Treppe. 

Als die Tür ins Schloss fiel, seufzte Katharina tief. „Ich hatte keine Ahnung, dass Rudi immer noch so für mich empfindet“, sprach sie bedrückt.  

„Er wird dich wohl immer lieben. Und ich kann ihn verstehen.“ Markus strich ihr mit dem Daumen liebevoll über die Wange. „Ich habe auch nie aufgehört, dich zu lieben. Auch, wenn ich gemeine und dumme Dinge gesagt und getan habe, um dich zu verletzen.“ 

„Das hast du“, sagte sie leise. „Und ich auch. Aber ich hab auch nie aufgehört dich zu lieben.“ 

Markus zog Katharina in seine Arme und umklammerte sie Halt suchend. „Sowas tun wir nie wieder.“ 

„Nie wieder“, nuschelte Katharina und genoss den typischen Markus-Zirbengeruch, den sie so gern mochte.  

Markus hingegen bescherte das Kitzeln ihrer goldenen Locken gepaart mit dem leckeren Apfelduft ihres Shampoos das Gefühl von innerer Ruhe und vollkommener Zufriedenheit. Mehr brauchten sie beide in diesem Moment nicht, außer sich selbst und der daraus resultierenden Geborgenheit. 

„Ich bin immer noch nicht bereit, dich schon wieder zu teilen“, grinste Markus schelmisch.  

„Die werden uns aber gleich suchen.“ Katharina lächelte ihn sanft an. „Und es wird kalt.“ 

„Schläfst du heute Nacht drüben bei mir?“ Beinah flehend sah er sie an. 

„Oder du bei mir?“ 

„Egal wo, Hauptsache zusammen.“ 

Katharina nickte und küsste ihn noch einmal ganz liebevoll, ehe sie zum Haus gingen. 

„Sagen wir es ihnen?“, fragte Markus. 

„Die merken es doch eh“, lachte Katharina, nahm seine Hand in ihre und zog ihn ins Haus. 

In der Wohnzimmertür blieben die Beiden stehen und wurden sofort entdeckt. 

„Na, wo habt ihr denn gesteckt?“, grinste Emilie und zwinkerte ihnen zu.  

„Wir? Wir waren draußen“, antwortete Katharina. 

„Reden“, fügte Markus hilflos hinzu.  

Tobias schmunzelte nur. „Ach so nennt man das jetzt.“ 

Michi sah Markus streng an. „Das Wohnzimmer hat Fenster, Spezi.“ 

„Macht ruhig weiter, wo ihr aufgehört habt“, lachte Tobi. 

Katharina war mittlerweile rot angelaufen und musste laut loslachen. „Was ich gesagt habe: die merken es doch eh.“ 

Mit einem breiten Grinsen beugte sich Markus zu ihr runter und küsste sie innig. 

„Das war längst überfällig“, lachte Emilie. „Und steht unter einem guten Stern.“ 

„Wieso?“, fragte Katharina überrascht. 

„Schau mal hoch, Schwesterchen.“ 

Über Katharina und Markus hingen Mistelzweige. 

„Wo steckt eigentlich Franz“, fragte Rudi nach einer Weile.  

„Der feiert mit Alex Mutter. Das junge Glück wollte sich nicht trennen und da Alex sonst allein gewesen wäre…“, erklärte Emilie. 

Katharina schaute Markus an. Und er verstand, was sie wissen wollte. Liebevoll lächelte er sie an, nahm ihre Hand und sagte leise. „Ich liebe nur eine: dich. In Alex war ich nur verliebt. Aber du bist die Frau, die ich von Herzen liebe, die ich immer geliebt habe und immer lieben werde.“  

Markus konnte ihre Erleichterung regelrecht spüren und zog sie auf seinen Schoß auf seinen Platz vor dem Kamin. Er schloss sie fest in seine Arme. „Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich zu ihr zurückwill. Wirklich nicht.“ 

Katharina nickte und lehnte ihren Kopf an seinen.  

„Wollen wir vielleicht mal Bescherung machen?“, fragte Rudi. „Meine Überraschung friert nämlich.“ 

Rudi stand auf und ging zur Eingangstür. Alle schauten sich fragend an. 

„Hat der seine Mutter eingeladen, oder was!?“ Michi schaute Rudi verwirrt hinterher. 

Breit grinsend stand Rudi auch schon wieder im Türrahmen. „Dann müsste meine Mutter sich aber sehr stark verändert haben…“ 

Mit einem „Frohe Weihnachten“ hüpfte Mia hinter Rudi vorbei in den Raum. 

„Mia“, flüsterten Markus und Katharina gleichzeitig und sahen sich ungläubig an, ehe sie hochsprangen, um ihre Tochter in die Arme zu schließen. Markus umklammerte seine beiden Frauen und Freudentränen liefen über seine Wangen. Auch Emilie und Tobias freuten sich wahnsinnig das Mädchen, das inzwischen eine junge Frau geworden war, wieder in die Arme zu schließen.  

„Wie lange bleibst du denn bei uns“, fragte Markus besorgt, da er Angst hatte, sein Mädchen sofort wieder gehen lassen zu müssen.  

„Für immer“, antwortete sie und zeigte auf den Gepäckberg im Flur. 

„Setzen wir einfach bei Weihnachten 2021 wieder an, als noch alles gut war“, lachte Michi.  

„Gute Idee“, meinte Rudi. „Draußen wartet nämlich auch jemand auf dich, der mit dir reden möchte.“ 

„Auf mich?“ Entgeistert sah Michi Rudi an. 

„Ja, geh mal gucken.“ 

Mit gemischten Gefühlen ging Michi zur Tür.  

„Hallo Michi“, sagte eine ihm sehr vertraute Stimme. Vor ihm stand Verena. 

„Spatzl“, entfuhr es ihm. 

Verena lächelte ihn sanft an. „Ich hab dich vermisst“, sagte sie zaghaft und sah ihm in die Augen. 

Michi konnte nur nicken, er wurde regelrecht von seinen Gefühlen überrollt. Vor ihm stand die Frau, für die er nicht anders empfand als Markus für Katharina und die sich nur aufgrund der räumlichen Trennung von ihm hatte scheiden lassen. 

Michi nahm sie ihn die Arme.  

„Ich bin wieder zurück, in Schladming und bleibe auch hier“, sagte sie. 

Wieder nickte Michi. „Komm erstmal rein. Is kalt.“ 

Verena folgte ihm ins Wohnzimmer, wo sie von allen herzlich begrüßt wurde. 

„Wenn ihr in Ruhe reden wollt, das andere Gästezimmer ist frei“, teilte Tobi seinen Freunden mit, die das Angebot dankbar annahmen. 

Derweil erzählte Mia von ihrem Heimweh, das sie zurück nach Hause führte, von ihren Schulproblemen und dass Lorenz überhaupt keine Zeit mehr für sie hatte. Aufmerksam hörte ihre Familie ihr zu und schenkte ihr die Zuneigung, die Mia in Zürich gänzlich gefehlt hatte. Rudi versprach, sich ihrer Matheprobleme anzunehmen und Katharina übernahm das Lateinproblem. Und gemeinsam vermittelten ihr alle am Tisch, dass eine Ehrenrunde überhaupt kein Drama darstellte. So saß schließlich eine glückliche Mia zwischen ihren glücklichen Eltern und dem Rest der Familie. Zufrieden sah Rudi um sich. Verena und Michi näherten sich wieder an und er war sicher, dass die beiden ihren Weg zueinander zurück finden würden. Katharina und Markus waren endlich wieder vereint und mit Mias Rückkehr würden sie wieder eine richtige Familie werden, die sich Katharina so sehnlichst wünschte. Emilie und Tobias waren so verliebt in ihrem zweiten Frühling. Und er war zwar unglücklich in Katharina verliebt, aber glücklich darüber, dass sie glücklich war. Denn eines würde sich nie ändern: sie war seine beste Freundin und das würde sie immer bleiben. Vielleicht würde es ja irgendwann auch eine Katharina für ihn geben. Wer wusste das schon. Weihnachtswunder gab es schließlich immer wieder…